Eine Geschichte der Abfallentstehung und Abfallentsorgung vom Mittelalter bis heute

Vor Beginn der Industriezeit bestand Abfall aus Küchenresten, Schlachtabfällen, Kadavern und Fäkalien, aus Glas, Holz, Leder und Tonscherben.

Auf dem Lande wurden Teile des Abfalls im Küchenherd verbrannt oder auf den Misthaufen geworfen, der am Hause lag. Mancher Abfall landete in Ehgräben, engen Räumen zwischen den Häusern.

In städtischen Gebieten wurde der Abfall auf die Straße geworfen. Fäkalien, Schlachtabfälle, Tierkadaver und –kot verschmutzten die Straßen. Flüssige Abfälle wie Urin, Blut vom Schlachten  und Abwasser aus den Häusern flossen nach draußen oder in nahe gelegene Bäche.

Ein Bewusstsein für den Zusammenhang von Hygiene und Abfällen war noch nicht entwickelt. Wissenschaftliche Erkenntnisse über die Verunreinigung von Trinkwasser und gesundheitliche Gefährdung bis hin zum Ausbruch von Seuchen waren noch nicht vorhanden.

Überall da, wo Menschen auf engerem Raum lebten, wurde das Abfallproblem immer bedrängender. Erste Versuche, Abfälle zu sammeln und vor die Städte zu bringen linderten das Grundproblem nur partiell. Grundwasser wurde auch vor der Stadt verunreinigt.

Mit Aufkommen des Industriezeitalters zu Anfang des 19. Jahrhunderts explodierte die Bevölkerung der Städte in den industriellen Regionen so rasch, dass die Abfallfrage zur Überlebensfrage wurde.

Bis dahin galt die vorherrschende Meinung, dass die gesundheitliche Bedrohung aus dem Gestank der Luft herrühre.

Fieberhaft arbeitende Forscher fanden schließlich heraus: Bakterien in Abfällen und Abwässern sind die Begründung für Krankheiten wie Cholera und Typhus. Auch für die Pest mit ihren verheerenden Folgen sah man den Grund in der Verunreinigung der Lebensverhältnisse.

Diese Erkenntnisse führten allmählich zu einem Umdenken und verändertem Handeln in den Kommunen. Straßen wurden gepflastert, Kanalsysteme zum Auffangen von Schmutzwasser gebaut, am Anfang noch offene, bald aber geschlossene Müllabfuhr eingeführt. Zu Anfang verlief der Prozess gelegentlich noch schleppend, endete aber, schließlich in Verhältnissen, wie sie heute als selbstverständlich empfunden werden. Die Müllabfuhr kommt regelmäßig, Kanäle und Straßen werden gereinigt, Abwasser fließt durch Kanäle und Rohre und endet in hoch technisierten Kläranlagen.

Abfall wird verbrannt, die Wärme in Heizsysteme geleitet, Abfall wird getrennt, vieles davon wird recycelt und für neue Produkte verwertet. Überschaubare Restabfälle werden auf geordneten Deponien verschlossen, kleine Mengen hochgiftiger Abfälle werden in speziellen chemischen Labors vernichtet.

Die SASE gibt in Dokumenten, Bildern, Filmen, Abfallbehältern, Müllfahrzeugen und Kehrmaschinen verschiedener Generationen einen Einblick in etwa 100 Jahre Abfallentsorgung.

Die SASE schärft den Blick und das Bewusstsein, dass die Grundproblematik von Gesundheitsgefährdung durch Abfall nach wie vor besteht. Nicht alles ist durch die industrialisierte Abfallentsorgung lösbar oder wirtschaftlich tragbar.

Zudem verlangt der Wunsch nach Hygiene und Ästhetik einen urbanen Umweltschutz, an dem sich alle Bürger verantwortlich beteiligen. Das gilt für Klein und Groß.